Teilzeit führt zu einem Einkommensverlust
Es gibt viele gute Gründe für Teilzeitarbeit: Sie möchten sich um Ihre Kinder kümmern, Sie absolvieren eine Weiterbildung, sind nebenberuflich selbstständig oder nutzen die Zeit für etwas, das Ihnen persönlich wichtig ist. Dank Ihrem reduzierten Pensum gewinnen Sie die Zeit, damit neben der Arbeit auch andere wichtige Lebensthemen genug Raum bekommen.
Gleichzeitig bezahlen Sie die gewonnene Zeit mit einem Einkommensverlust, denn Ihr Verdienst sinkt entsprechend Ihren Stellenprozenten. Nicht nur heute ist Ihr Einkommen niedriger als in Vollzeit – die Teilzeitarbeit hat auch Auswirkungen auf Ihre persönliche Vorsorge: Dort können Lücken entstehen, nicht nur bei Ihrer Altersrente, sondern auch beim Risikoschutz bei Todesfall und bei Erwerbsunfähigkeit, besonders bei langfristiger Krankheit. Deshalb ist es wichtig, dass Sie aktiv werden, damit Sie mögliche Lücken schliessen oder zumindest verkleinern.
So wirkt sich Teilzeit in der 1. Säule aus – staatliche Vorsorge
Die AHV-Altersrente der 1. Säule wird auf Basis des durchschnittlichen Erwerbseinkommens, der Anzahl Beitragsjahre sowie allfälliger Erziehungs- und Betreuungsgutschriften berechnet.
Für eine volle AHV-Einzelrente von CHF 29’400 müssen Sie 44 Jahre lang Beiträge einzahlen und in dieser Zeit ein durchschnittliches Einkommen von mindestens CHF 88’200 erreichen. Bei vielen Personen im Teilzeitpensum liegt das Einkommen jedoch niedriger. Dadurch sinkt die AHV-Rente. Auch fehlende Beitragsjahre führen dazu, dass die AHV-Rente gekürzt wird – und zwar 2.3% für jedes Jahr, in dem keine Beiträge eingezahlt wurden. Fehlende Beitragsjahre können Sie innerhalb von fünf Jahren schliessen, wenn Sie den AHV-Mindestbetrag von CHF 514 nachzahlen (Stand 2024).
Übrigens können Sie gemäss dem neuen AHV-Gesetz bis zum Alter von 70 Jahren weiterarbeiten, AHV-Beiträge leisten und so Ihr Alterseinkommen erhöhen. Alternativ lässt sich der Bezug der Altersrente auch über das Referenzalter hinaus um höchstens fünf Jahre aufschieben. Auch so erhöhen Sie ihre Rente.
Wie hoch ist Ihre AHV-Rente bei Teilzeitarbeit
Möchten Sie wissen, mit welcher AHV-Rente Sie rechnen können? Unter Angabe Ihrer AHV-Nummer erhalten Sie bei jeder kantonalen Sozialversicherungsanstalt (SVA) einen Auszug aus dem Individuellen Konto (sogenannter «IK-Auszug»). So erfahren Sie, wie hoch Ihre erwartete AHV-Rente ist und welche Leistungen bei Invalidität oder im Todesfall ausgezahlt würden. Dort können Sie auch nachfragen, ob Sie noch die Möglichkeit haben, fehlende Beitragsjahre nachzuzahlen. Sie können den Kontoauszug auch direkt bei der Informationsstelle AHV/IV bestellen.
Wichtig zu wissen: Bei Verheirateten werden nur 150% der beiden Einzelrenten ausgezahlt, unabhängig davon, ob die Partner die Maximalrente erhalten oder nur einen niedrigeren Betrag.
So wirkt sich Teilzeit in der 2. Säule aus – berufliche Vorsorge
In der 2. Säule wirken sich niedrige Einkommen überproportional aus: Denn die Beiträge werden nicht vom Bruttoeinkommen erhoben, sondern es wird ein fixer Betrag in Höhe von CHF 25’725 (Stand 2024) abgezogen, der sogenannte «Koordinationsabzug». Bei Teilzeitkräften hat das die Folge, dass nur noch ein relativ kleiner Teil des Lohnes für die Berechnung berücksichtigt wird. Bei einem Lohn von CHF 50’000 wären nur noch CHF 24’275 in der zweiten Säule versichert. Entsprechend können Sie weniger Geld für Ihre Altersvorsorge ansparen und auch der Risikoschutz bei Erwerbsunfähigkeit oder im Todesfall ist oft reduziert.
Fragen Sie nach, ob Ihre Pensionskasse den vollen Koordinationsabzug anwendet oder ob sie diesen bei Teilzeitmitarbeitenden entsprechend den Stellenprozenten verringert oder gar streicht. Ist der Koordinationsabzug reduziert, wird ein höherer Lohnanteil versichert und Sie profitieren entsprechend von höheren Leistungen – müssen aber auch mehr Beiträge zahlen.
Wie hoch ist die Rente bzw. das Kapital aus der Pensionskasse
Möchten Sie wissen, mit welcher Betriebsrente oder welchem Alterskapital aus der Pensionskasse Sie rechnen können? Fragen Sie in der Personalabteilung nach, ob jemand Ihnen den Pensionskassenausweis erklären kann oder lassen Sie sich beraten. Möglicherweise können Sie durch eine Einzahlung in Ihre Pensionskasse, den sogenannten «Einkauf», Ihren Vorsorgeschutz verbessern. Dies ist auch steuerlich sehr interessant, weil Sie die Einkaufsbeiträge direkt vom steuerbaren Einkommen abziehen können. Auch hier lohnt sich eine individuelle Beratung, um das Optimum herauszuholen.
Teilzeit bei mehreren Arbeitgebern
Falls Sie für mehrere Arbeitgeber in einem kleinen Pensum tätig sind, kann das zu Nachteilen in Ihrer Vorsorge führen. Denn erst ab einem Jahresgehalt von mindestens CHF 22’050 (Stand 2024) werden Sie in eine Pensionskasse aufgenommen. Falls Ihre Einzellöhne pro Arbeitgeber unter CHF 22’050 liegen, sind Sie keiner Pensionskasse angeschlossen. Sie können sich jedoch freiwillig bei der Stiftung Auffangeinrichtung BVG versichern lassen oder möglicherweise auch alle Löhne in der Pensionskasse eines Ihrer Arbeitgeber bündeln. Fragen Sie nach!
So wirkt sich Teilzeit in der 3. Säule aus – private Vorsorge
Im Gegensatz zur 1. und 2. Säule hat Ihre Teilzeittätigkeit keine Auswirkungen in der privaten Altersvorsorge. Ab einem jährlichen Erwerbseinkommen von CHF 2’300 können Sie prinzipiell Beiträge in die gebundene Vorsorge der Säule 3a einzahlen. Aktuell (Stand 2024) sind das jährlich maximal CHF 7’056.
Die Herausforderung ist bei niedrigen Einkommen eher, dass zu wenig Geld für die Vorsorge übrig bleibt. Dennoch sollten Sie versuchen, zumindest eine kleine Summe in die Säule 3a einzuzahlen. Da Sie den Beitrag vom steuerbaren Einkommen abziehen können, sparen Sie einen Teil des Vorsorgebetrags bei den Steuern wieder ein. Es lohnt sich, möglichst früh mit der Säule 3a zu starten, denn so kann der Zinseszins-Effekt optimal greifen.
Weitere Informationen zur dritten Säule finden Sie auf unserer Übersichtsseite 3. Säule: Die Säulen 3a und 3b – ein Überblick.
Versicherung oder Bank?
Je nachdem, welcher Typ Sie sind, kann eine Sparversicherung oder ein 3a-Konto für Sie die bessere Option sein.
Was für die Versicherungslösung spricht: Sie können verschiedene Risikokomponenten einbauen, zum Beispiel die Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit. So können Sie sicher sein, dass Sie Ihr Sparziel tatsächlich erreichen. Bei einer Versicherungslösung schliessen Sie die Vorsorgepolice mit einer fixen Vertragsdauer ab und verpflichten sich, regelmässig einen bestimmten Betrag einzuzahlen. Das diszipliniert, wenngleich es auch hier Möglichkeiten zum Anpassen gibt.
Was für das 3a-Konto spricht: Sie sind komplett flexibel und können zum Ende des Jahres kurzfristig entscheiden, wieviel Geld noch für die Vorsorge übrig ist.
Als Teilzeitkraft haben Sie vermutlich auch Lücken bei der Absicherung gegen die Lebensrisiken Tod und Erwerbsunfähigkeit. Diese können Sie über die Säule 3a oder über die Säule 3b (freie Vorsorge) absichern. Für beide Varianten gibt es Argumente. Wichtig ist vor allem, dass Sie sich überhaupt absichern. Lassen Sie sich beraten!
Weitere Unterschiede finden Sie in unserem Artikel Bank oder Versicherung.
Spezialfall: Selbstständig und zusätzlich in Teilzeit angestellt
Falls Sie aus Ihrer Teilzeittätigkeit einer Pensionskasse angeschlossen sind, gilt auch für Sie, dass Sie wie alle Angestellten maximal CHF 7’056 in die Säule 3a einzahlen dürfen, unabhängig von Ihrer Selbständigkeit.
Falls Ihr Lohn im Teilzeitpensum unter CHF 22’050 liegt, können Sie aus dieser Tätigkeit nicht in eine Pensionskasse aufgenommen werden. In diesem Fall sind Sie nur in der 2. Säule versichert, wenn Sie in Ihrer Selbständigkeit die Rechtsform der GmbH oder AG wählen und entsprechend bei Ihrem eigenen Unternehmen angestellt sind. Haben Sie die Rechtsform einer Einzelfirma gewählt, so fehlt Ihnen die 2. Säule. Sie haben aber die Möglichkeit, mehr Geld in der Säule 3a einzuzahlen, nämlich maximal 20% des Nettojahreseinkommens und höchstens CHF 35’280 (Stand 2024).
Wie bin ich als Teilzeitkraft bei Krankheit oder Unfall abgesichert?
Wenn Sie in Teilzeit arbeiten, haben Sie ab einer wöchentlichen Arbeitszeit von mindestens 8 Stunden bei Krankheit oder Unfall genau dieselben Ansprüche auf Lohnfortzahlung wie Vollzeitkräfte. Diese hängt davon ab, wie lange Sie bereits für diesen Arbeitgeber tätig sind und wird nach der sogenannten «Berner Skala», «Basler Skala» oder «Zürcher Skala» berechnet. Viele Unternehmen verfügen über eine Krankentaggeldversicherung und zahlen entsprechend bei längeren Krankheiten bis zu zwei Jahren weiter, üblicherweise mindestens 80% des bisherigen Nettolohns. Anschliessend greift die Invalidenversicherung. Bei Unfällen werden sogar gemäss UVG 90% des bisherigen Lohns ausbezahlt. Die Unfallversicherung Ihres Arbeitgebers übernimmt nicht nur die Lohnfortzahlung, sondern auch die Behandlungskosten
Es gibt allerdings eine wichtige Ausnahme: Falls Sie weniger als 8 Stunden für einen Arbeitgeber tätig sind, sind nur Unfälle während der Arbeitszeit oder auf dem Arbeitsweg sowie Berufskrankheiten über diesen Arbeitgeber versichert. Für die Behandlung von Freizeitunfällen müssen Sie sich unbedingt zusätzlich bei der Krankenkasse absichern – sie machen zwei Drittel aller Unfälle aus. Eine Lohnfortzahlung gibt es bei Freizeitunfällen jedoch nicht, falls Sie für keinen Arbeitgeber mehr als 8 Stunden arbeiten.
Wichtig zu wissen: Als Teilzeitkraft erhalten Sie auch im Fall einer dauerhaften Erwerbsunfähigkeit wegen Krankheit niedrigere Leistungen aus der IV und allenfalls aus der Pensionskasse. Lassen Sie sich beraten und finden Sie heraus, wie Sie mögliche Lücken schliessen können.