In der Schweiz bebt die Erde sehr oft, aber nur selten sehr heftig. Wenn die Erde mal richtig stark mit Magnitude 6 oder höher bebt, sind die Schäden immens. Erdbebensicheres Bauen kostet im Schnitt nur 1% der Neubausumme.
Zweimal pro Tag bebt es in der Schweiz durchschnittlich. Von den rund 800 Erdbeben pro Jahr sind aber nur etwa zehn spürbar. Genau dies kann uns in falscher Sicherheit wiegen, denn was viele nicht wissen: Erdbeben sind hierzulande die Naturgefahr mit dem grössten Zerstörungspotenzial.
Sehr lange schon hat die Erde in der Schweiz nicht mehr heftig gebebt: 1946 in Siders, 1855 in Visp-Stalden. Entsprechend schlecht können sich die Menschen eine solche Katastrophe vorstellen und sie noch weniger richtig einschätzen. Genau daraus ergibt sich ein erhöhtes Erdbebenrisiko für Menschen und ihr Eigentum.
Statistisch gesehen muss man bei uns alle 100 Jahre mit einem Schadenbeben der Magnitude 6 rechnen. Im Umkreis von 25 Kilometern um das Epizentrum käme es dann zu massiven Schäden an Häusern, Brücken und Strassen. Wäre ein Beben so heftig wie jenes anno 1356 in Basel – mit der Magnitude 6,6 das destruktivste Beben ganz Mitteleuropas –, würde dieses heute in derselben Region bis zu 2’000 Tote fordern und Gebäude- und Mobiliarschäden von 50 bis 100 Milliarden Franken verursachen. Versichert über den solidarischen Erdbebenpool sind gesamtschweizerisch zurzeit nur gut 3 Milliarden Franken; dies ist weniger als ein Promille des Wertes aller Gebäude, Gebäudeinhalte und Infrastrukturen in der Schweiz. Die obligatorische Erdbebenversicherung könnte daher Realität werden, um diese Versicherungslücke zu schliessen.
Im St. Galler Rheintal, im Engadin, in Mittelbünden, der Zentralschweiz sowie vor allem im Wallis und in Basel werden die meisten und heftigsten Erdbeben registriert. Doch in keinem Gebiet der Schweiz sollte das Erdbebenrisiko ignoriert werden. Dies hält das Bundesamt für Umwelt fest. Aber weshalb bebt die Schweiz überhaupt? Seit Jahrmillionen drücken die Eurasische und die Afrikanische Platte gegeneinander. Wie zwei Eisschollen verzahnen sich die Kontinentalplatten und reiben aneinander. Wenn das Gestein durch die Überbelastung schliesslich bricht und sich die aufgebauten Spannungen tief im Untergrund ruckartig entladen, bebt die Erde. Und das bekommen wir auch in der Schweiz zu spüren – schliesslich gründet die Entstehung der Alpen ja auch in dieser Plattenkollision.